Lars Wernecke
Intendant Theaterregisseur Theaterautor

2014 Phädra

Phädra
von Jean Racine
in der Übersetzung von Friedrich Schiller

Meininger Staatstheater 2014

Inszenierung: Lars Wernecke
Bühnenbild und Kostüme: Dirk Immich

mit Ingo Brosch, Anja Lenßen, Hagen Bähr, Alexandra Riemann, Rosemarie Blumenstein, Hans-Joachim Rodewald, Ulrike Walther










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Pressestimmen

Liebe. Leidenschaft. Entsagung. Schuld. Edelmut. Hass und Selbsthass. Es ist für uns reizüberflutete Menschen nicht ganz einfach, in die Welt der zeitlosen Themen der griechischen Mythologie einzutauchen. Zumindest, wenn sie auf der Bühne präsentiert werden. [...] Im Meininger Theater wurde mit diesem Stück die neue Spielzeit eröffnet. Ohne Blitz. Ohne Donner. Man könnte sagen: In schmerzlich reiner Klarheit von Worten und Gedanken.
Ja, anfänglich tut es in dieser Inszenierung von Lars Wernecke weh, den Dialogen und Monologen der tragischen Helden zu folgen, die in wunderbar reinen Blankversen parlieren, in zeitlos moderne Gewänder gehüllt sind, barfuß auftreten (Verletzlichkeit!), reflektieren, intrigieren, hassen, falschen Vermutungen nachjagen, von Eifersucht zerfressen sind und sich gleichzeitig nach Lust und besitzergreifender Liebe sehnen. [...] Was den Schmerz mehr als erträglich macht? Die Art und Weise, wie sich die Schauspieler – besonders Anja Lenßen und der Meininger Debütant Hagen Bähr – in ihre Rollen hineindenken, hineinfühlen, hineinsprechen. Einfach großartig! Als ob Friedrich Schiller, der Zuchtmeister der klassischen deutschen Sprache, die Artikulationskraft der Mimen beflügeln würde. Ob die Schönheit der Sprache („Mich schmerzt des Tages ungewöhnlicher Glanz“, „Träum ich? Wach ich? Und ist dies alles Wirklichkeit?“) Auswirkungen auf unseren heutigen Umgang mit Liebe, Leidenschaft, Entsagung, Schuld, Edelmut, Hass und Selbsthass hat, sei dahingestellt. Eins jedoch ist sicher: Nach diesem Meisterstück des klassischen Schauspiels verlässt man den Meininger Musentempel, trotz Ahnung von der Flüchtigkeit der Tugenden, etwas erhabener und erhobener – ganz im Sinne des Theaterherzogs. [...]

Auszug aus der Mainpost von Siggi Seuss am 22.9.2014

[...] Ließ man der Liebe ihren Lauf, wäre das Chaos perfekt. Also ist am Ende Hippolyt von Neptun verschlungen, Phädra vergiftet und Theseus - der greift bei Lars Wernecke den Dolch und eilt in die pechschwarze Nacht der Hinterbühne. Er hätte alles ändern können. Ändern müssen! Verdient er also den Dolch? Das Publikum darf's sich denken. Wernecke verzichtet darauf, am Ende der Tragödie, die ein in Meiningen selten dagewesenes Mitfühlen und Mitleiden ermöglicht, noch um die Kategorie des Gewissens zu bereichern. Denn eigentlich darf der Tod Theseus nicht erlösen. Am Leben mit der Schuld hat er schwerer zu tragen! [...] Spannender als mit dieser "Phädra" hätte die Meininger Spielzeit am Freitag kaum beginnen können. Moderne Gesellschaft, aufgeklärtes Zeitalter, ungezwungee Lebesweise - alles schöne Worte. So weit weg vom antiken Text ist das Leben auch heute nicht, wenn wirklich einmal Leidenschaft auf Vernunft aufeinanderkrachen. Da krame jeder bei sich selber nach. Wohlweislich hat das Regieteam durch das schlichte Bühnenbild diese Projektionsfläche aufgemacht und nicht etwa einen identifizierbaren Raum geschaffen. Neben dem Sand gibt es eine Andeutung eines Tempels. Und sonst nichts. Das lässt auch den Text zur Geltung kommen. [...] Schillers brillante Sprachkunst - sie blitzt eben auch in seinem letzten Werk, das die Meininger in einen mitreißenden Strudel aus Leidenschaft und Wahnsinn führen. Da mag man nichts Gespieltes mehr erkennen, wenn Anja Lenßen die Gefühle auf ihren Körper niederfahren lässt. [...] Jede einzelne Silbe übersetzt sie intuitiv in einen von Liebe gepeinigten Menschen, der das Virus, das er in sich trägt, nicht besiegen kann und nicht besiegen will. [...] Dass Lars Wernecke akribisch an jedem Vers des "Phädra"-Textes gearbeitet hat, zeigt sich auch an anderen Figuren. [...]

Auszug aus dem Freien Wort von Peter Lauterbach am 22.9.2014

 
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